Jakob's Law: Für mehr fokussierte Kreativität
Die richtige UX-Balance beim Bauen der Website
Jakob’s Law wird noch immer nicht ausreichend beachtet. Dabei ist die Grundformel beim Konzipieren einer neuen Website simpel: Stellen Sie den Kunden und seine Bedürfnisse in den Mittelpunkt. Das gilt auch für Fragen des Webdesigns.
An welchen Stellen es für KMUs sinnvoll ist, für neue Ideen zu brainstormen und wann Sie besser analytisch an die Sache herangehen: Jakob's Law bietet eine Hilfestellung, um den gewünschte Erfolg mit der neuen Website ressourcensparend zu erzielen.
Vielleicht kennen Sie das: Es steht ein Website-(Re)Launch an und Sie denken sich: Das ist die Chance, alles zu überdenken und neu zu machen. Wo soll die Navigationsleiste hin? Brauchen wir eine Topbar? Wie viele Reiter sollen es werden und welche? Ob großes Unternehmen mit Entwickler, Redakteur und SEO-Manager oder Kleinunternehmen, bei dem der Chef noch selbst die Website bauen möchte: Es kommen die gleichen Fragen auf. Und oftmals soll etwas Neues, Innovatives her. Immerhin soll der Kunde begeistert werden.
Keine Zeit, alles im Detail zu lesen? Dann schnell das Wichtigste überblicken in der Zusammenfassung.
Jakob’s Law: Nutzer*innen erwarten das Erwartbare
Genau hier setzt Jakob’s Law of internet user experience an. Neben unter anderem Hick’s Law und Fitt’s Law ist auch Jakob’s Law Bestandteil der insgesamt 20 »Laws of UX«. Es fördert den gelungenen Mix aus Uniformität des Bewährten sowie kreativem Fortschritt. In Zeiten, in denen UX-Design für die Seitenperformance immer wichtiger wird, nicht der schlechteste Ansatz, gerade für kleine und mittlere Unternehmen.
Users spend most of their time on other sites. This means that users prefer your site to work the same way as all the other sites they already know.
Damit meint Jakob Nielsen, auf den das Gesetz zurückgeht, dass Nutzer*innen die meiste Zeit nicht auf Ihrer Website, sondern auf anderen Seiten verbringen. Folglich bevorzugen sie es, wenn Ihre Website genauso funktioniert wie andere. Sie sollten demnach die Perspektive der Nutzer einnehmen und ihnen nicht den eigenen Willen aufzwingen. Damit ist freilich nicht jeder einzelne Nutzer per se gemeint. Hier würden die Meinungen wohl stark differieren. Vielmehr geht es darum, wegzukommen vom Was-wollen-wir und hin zum Was-wollen-Nutzer*innen.
Das Prinzip hinter der Denkweise bei Jakob's Law: Nutzer*innen eignen sich auf anderen Seiten eine gewisse Gewohnheit an, wie sie navigieren, wo sie etwas auf einer Seite finden. Da der Mensch per se nach Einfachheit strebt und Komplexes stets herunterzubrechen versucht, erwartet er intuitiv, dass Ihre Website genauso funktioniert, um einen niederschwelligen Einstieg zu ermöglichen. Findet er das Erwartbare nicht vor, muss er sich zunächst zurechtfinden. Ein Beispiel:
Die meisten werden wohl zustimmen, dass sie das Feld »Ja« bei Altersabfragen immer links und das Feld »Nein« stets rechts erwarten würden. Kaum jemand würde auf die Idee kommen, die Anordnung zu tauschen, nur um etwas neu und anders zu machen. Wenn doch, würde das nur verwirren.
Erlerntes Verhalten bewusst machen
Sind die Nutzer*innen verwirrt, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass sie die Website schnell wieder verlassen. Das wiederum untergräbt unter anderem Ihre SEO-Bemühungen und wirkt sich negativ auf die Sichtbarkeit bei Suchmaschinen aus. Denn wer eine hohe Bounce-Rate aufweist, wird selten seine Website bei Google & Co. nach vorne bringen.
Viel wichtiger aber ist: Navigieren die Nutzer*innen auf Ihrer Seite intuitiv und ohne große Anstrengung, können sie sich leichter und schneller auf Ihr Produkt fokussieren. Und wem kommt das letztendlich zu Gute? Richtig! Ihnen!
Jakob’s Law spricht sich für das Übernehmen bestehender Konventionen aus und rät dazu, ausufernde Kreativität à la Wir-Denken-Alles-Neu zu begrenzen. Dabei ist es wichtig, dass wir uns des erlernten Verhaltens bewusst werden. Was etwas hochtrabend und sehr theoretisch klingt, bedeutet praktisch zusammengefasst: Analysieren Sie, was die Konkurrenz im World Wide Web macht. Sie werden viele gute Dinge finden, die sich bewährt haben.
Best practises – Der Blick zu den Großen
Jetzt werden Sie anmerken, dass so eine neue Website doch auf dem neuesten Stand sein soll, auch was das Webdesign betrifft – zu Recht. Die Frage ist nur, wie viel Neues vertragen Ihre Website-Besucher?
Im Mai 2020 hat beispielsweise Facebook eine Vielzahl seiner User verärgert, als das Unternehmen die Desktop-Version neu gestaltete. Wer Gruppen oder Events suchte, musste sich neu zurechtfinden. Unabhängig davon, ob es sinnvoll ist: Viele Nutzer*innen mussten sich umstellen. Und das, obwohl sie eigentlich nur kurz ihren Feed checken wollten. Auf Frust folgte Ärger. (Zu große) Umstellungen sind in der Regel nicht des Menschens Stärke.
In gewisser Weise kann sich Facebook das einfach erlauben, denn auf dieser Plattform interagieren Milliarden Menschen. Und sicherlich ist das Umstellen zur Angleichung der mobilen und Desktop-Version auch sinnvoll, wenn man sie vollzogen hat.
Kleine und mittlere Unternehmen einer Branche aber tun sich keinen Gefallen mit großen Änderungen oder gar waghalsigen Neuerungen. Das gilt für das Konzipieren einer neuen Website genauso wie für einen Relaunch. Behalten Sie immer im Hinterkopf, warum User auf Ihre Website kommen. Betreiben Sie beispielsweise ein Reiseportal, dann möchten Ihre Besucher*innen schnellstmöglich den nächsten Urlaub buchen. Finden sie sich auf der Seite nicht zurecht, springen sie schnell wieder ab. Platzieren Sie das Formular Ihrer Reisesuche also prominent und gut sichtbar.
Sie denken immer noch groß und wollen selbst neue Maßstäbe setzen? Na gut. Dann bedenken Sie bitte, das direkte Feedback Ihrer Nutzer*innen einzuholen. So hat es beispielsweise YouTube per Opt-in- und Opt-out-Optionen beim neuen Design gemacht.
Wie viel Kreativität darf’s denn nun sein?
Manch eine*r wird jetzt zu Recht sagen, durch das Befolgen von Jakob’s Law könnte die Originalität einer Seite leiden. Natürlich gibt es eine gewisse Angleichung im Aussehen. Das ist allerdings nicht nur bei Websites so. Viele Vergleiche zum täglichen Leben ließen sich aufzählen. Exemplarisch sollen zwei dienen:
Wer in Indien, Argentinien, den USA oder Deutschland in eine McDonald’s-Filiale geht, erwartet ein Fastfood-Restaurant mit gleicher Innenausstattung, gleichem Bestellprozedere und gleichem Angebot an Speisen: Burger und Pommes, keine Pasta. Kommen Kunden in Ihre Filiale, erwarten sie genau diese Dinge. Und so ist es, wenn Nutzer*innen auf Ihre Website kommen. Natürlich gibt es die Option auf Individualität – so wie es regionale Unterschiede beispielsweise in der Fleischauswahl bei McDonald’s in den verschiedenen Ländern gibt.
Etwas technischer: Über die Jahre hat jeder gelernt, wie sich ein Auto starten lässt. Schlüssel in das Zündschloss stecken, Kupplung drücken, Zündschlüssel umdrehen und das Motorengeräusch ertönt. Es bedurfte eines Umgewöhnens, als der Schlüssel nicht mehr ins Zündschloss musste, der Motor sich stattdessen per Knopfdruck starten ließ. Eine Neuerung, die aufgrund der Annehmlichkeit wohlwollend aufgefasst wurde – und doch nicht das gesamte Auto-Konzept neu gedacht wurde.
Das Umkehren der Anordnung der Gangschaltung – erster Gang oben rechts statt links – wäre wiederum zu viel des Guten und würde wohl zu vielen Missverständnissen und Unfällen führen. Die Folge: Dieser Wagen würde sich (voraussichtlich) nicht oft verkaufen – schlechte Publicity inklusive.
Kreativ sein – an der richtigen Stelle
Seien Sie also an der richtigen Stelle kreativ. Denken Sie nicht die gesamte Anordnung, Navigation und Struktur neu, sondern übernehmen Sie etablierte Dinge nach einer Konkurrenzanalyse – ohne bessere Ideen außen vor zu lassen. Kanalisieren Sie anschließend die Kreativität für den individuellen Touch und verzetteln Sie sich nicht in unnötige, ausufernde Fragen.
Auf die Praxis übertragen: In einer Smartphone-App hat sich die Anordnung der Navigation unten bewährt. Das hat einen Grund. Beschäftigen Sie sich also gar nicht erst mit dem Wechseln der Navigation an den oberen Bildschirmrand! Kreativ werden dürfen Sie bei der Frage, welche Reiter in der Navigation auftauchen und in welcher Reihenfolge. Hier können Sie sich austoben.
Übrigens: Kreative können auch innerhalb einer Norm kreativ sein. Überfrachten Sie den UX-Designer nicht mit »unnötigem« Ballast, indem er sich Gedanken über die Anordnung der Topbar etc. machen muss. Helfen Sie ihm dabei, an der richtigen Stelle kreativ zu sein und lassen Sie ihm dort freien Lauf. Dann erhalten Sie eine gelungene Website – mit benutzerfreundlichem Design und persönlichem Touch.
Sind Sie Ihr eigener UX-Designer für Ihre Website, gilt das Gleiche: Fokussieren Sie sich auf die wichtigen Dinge. Es bleibt Ihnen noch eine Menge Spielraum, wie Ihre CI-Farbe, die Navigationsreiter oder die Schriftart. Damit Sie sich darauf konzentrieren können, haben wir von toujou unsere Erfahrung von 20 Jahren Webentwicklung in die verschiedenen Branchen-Templates für nutzerfreundliche Websites einfließen lassen. Überzeugen Sie sich in einer kostenlosen Demoversion.
Too long, didn’t read: Das Fazit
Vor einem Website-(Re)Launch hilft Jakob’s Law Ihnen, den richtigen Mix aus Uniformität und Kreativität, aus Status quo und Fortschritt zu finden. Beides schließt sich dabei nicht aus, es geht vielmehr um das Kanalisieren Ihrer Kreativität.
Egal, ob Sie einen UX-Designer engagieren oder mittels toujou-Template selbst aktiv werden: Analysieren Sie die Konkurrenz und übernehmen Sie Dinge, die dort gut funktionieren, um sich Ihre Kreativität für das Verbessern und Individualisieren der Website aufzuheben.
Unsere neuesten Blogbeiträge
Lesen Sie mehr zu toujou und TYPO3, warum SEO gar nicht so schwer ist, goldene Regeln für die Kommunikation und immer wieder Tipps & Tricks für Ihre Website.